ČEZ JIZERSKÁ 50
9. 2. 2025
Es sind 1096 Startnummern übrig.
14.12.2019
Meine Zehen frieren und in der Skijacke, die ich über die Laufjacke angezogen habe, ist mir kalt. „Na toll!“, denke ich mir, „Ich bin noch nicht einmal losgefahren, und schon ist mir kalt.“ Bis zum Start der achten Teilnehmergruppe, bei der ich dabei bin, fehlt noch eine halbe Stunde. Kurz vor dem Start wollte ich noch einer Dame, die mich verwundert ansah, meine Startnummer von mir aus auch mit den Skiern und der Kleidung schenken, doch mein Plan ging nicht auf. Jetzt scheint es keinen Weg mehr zurück zu geben.
„Hut ab! Ich würde das nicht schaffen,“ hörte ich von vielen Menschen, nachdem ich ihnen mitgeteilt hatte, dass wir uns mit meiner Freund Gábi entschlossen haben, am Skimarathon Jizerská 50 teilzunehmen. Ich wunderte mich, was daran alle so spektakulär finden. Ich bin ziemlich fit, und wenn ich noch ein paar Trainings drauflege und an meiner Lauftechnik arbeite, sollte ich es schaffen.
Je näher der Wettkampf rückte, desto überraschter waren die Reaktionen meiner Mitmenschen, und so wurde auch ich immer nervöser.
Und jetzt stehe ich am Start und es gibt kein zurück mehr. Als ich mir meine Bindung angeschnallt habe, verfiel ich zusammen mit den anderen Hunderten Menschen in solche Euphorie, dass ich das Gefühl hatte, die 50-km-Strecke ohne viel Aufwand und sogar mit einem gebrochenen Skistock zurücklegen zu können.
Obwohl, um genauer zu sein.... Stellen Sie sich vor, dass ungefähr eintausend Menschen gleichzeitig losfahren. Die Loipen sind verstopft und das Tempo pendelt sich bei ungefähr vier Kilometern pro Stunde ein. Also gleitet man ganz langsam dahin und erfreut sich an der schönen Landschaft des Isergebirges.
Doch dieses Ausflugstempo währt nicht lange. Obwohl ich mir mein Leben lang einzureden versuche, kein ehrgeiziger Wettkampf-Fanatiker zu sein, kann ich es nicht sein lassen, und überhole jeden, der vor mir fährt. Und wie ein Tsunami versuche ich, durch die Menschenmenge vor mir zu rollen.
Und da geht in meinem Kopf ein Warnlicht auf. Ich sollte das Tempo zurücknehmen, wenn ich den Wettlaufs bis ins Ziel schaffen will, ohne nach halber Strecke zusammen zu brechen. Bei Kilometer zwanzig überkommt mich das Gefühl, eigentlich ganz am Anfang zu sein, da ich ja noch mehr als die Hälfte des Wettlaufs vor mir habe.
Da spüre ich auch zum ersten Mal, welche Anstrengung das für meinen Körper bedeutet. Obwohl sportlich und durchtrainiert, ist es solche Überanspruchung nicht gewohnt. Wobei es hierbei weniger um körperliche, als um mentale Stärke geht. Und als sich gerade meine Gedanken zu trüben beginnen, dass meine Skier rutschen, der Lendenbereich schmerzt, ich ganz verschwitzt bin und mir ziemlich kalt ist, erblicke ich vor mir eine alte Sportjacke. Eine alte Trainingsjacke und die Wollmütze tief im Gesicht - das ist „Sváča“.
Einer der vier Mitglieder des Rum-Express-Teams, das den 50. Jubiläumsjahrgang des Skimarathons Jizerská 50 auf alten, hölzernen Skiern und in historischer Kleidung absolviert. Während er, Bery, Michal und Hejnič bei der ersten, zweiten und dritten Startgruppe dabei waren, da sie in den Vorjahren gute Zeiten erkämpft hatten, startete ich aus der achten Startgruppe. Und trotzdem schaffte ich es, sie einzuholen und sogar zu überholen (die halbe Stunde Pause, bei der sie beim Jizerská 50 stecken geblieben sind, darf ich ja nicht erwähnen).
Beim Anblick der verschwitzten Gesichter taten sie mir irgendwie leid, und ich schämte mich fast ein wenig, dass ich mich darüber beschweren wollte, etwas müde zu werden. „Die Skier sind ultra-langsam, aber das macht nichts. Es ist ein tolles Erlebnis“, höre ich von den Jungs mit einem Lächeln und ich glaube ihnen, dass sie wirklich Spaß an der Sache haben.
Ohne, dass sie es ahnen würden, gab mir das kurze Treffen mit ihnen mehr Ansporn, als all die Energie-Riegel, deren leere Verpackungen die ganze Strecke säumen, nachdem sie von den Teilnehmern weggeworfen wurden. Diese Jungs verkörpern nämlich genau das, was Jizerská 50 für alle Hobby-Sportler bedeutet - es geht nicht um die Platzierung, sondern um den Wettkampf an sich.
Und darum, Spaß an der Sache zu haben. Den Rest der Strecke war ich umso mehr bemüht, die Atmosphäre dieses Wettlaufs zu genießen. Ich fuhr immer eine Weile neben jemandem her, plauderte mit ihm und hörte mir seine persönliche Geschichte und den Grund für die Teilnahme am Jizerská 50 Skimarathon an.
Die Gründe waren unterschiedlich: Vom Sich-beweisen-müssen unter Freunden, über das Geschenk zum Hochzeitstag vom Ehemann (er wollte sie eh nicht loswerden...) bis zum psychologischen Grund, um ein Kapitel im Leben abzuschließen.
Während des Wettkampfs wurde mir klar, dass meine größte Motivation für eine möglichst schnelle Zeit die Stärkung meines Selbstbewusstseins ist. Wenn ich das schaffe, mich zu dieser Leistung motivieren kann und meine persönliche Bestzeit fahre, dann schaffe ich außerhalb der Loipe einfach alles. Und davon war ich nie so richtig überzeugt.
Mit den Menschen, die ich auf der Strecke wahrscheinlich zum ersten und zum letzten Mal in meinem Leben sah, haben wir uns motiviert, unterstützt und bildeten ein Team, obwohl es für jeden ein rein individueller Wettkampf war. Und darin liegt, meiner Meinung nach,
für jemanden, der beim Jizerská 50 zum ersten Mal dabei ist, der größte Zauber. In der Atmosphäre. Obwohl meine Muskeln immer verkrampfter werden, denke ich, dass man sich stetig verbessern sollte.
Und deshalb liegt mein Ziel für das kommende Jahr bei einer Zeit von 5:00 Stunden, statt der aktuellen 5:42.
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