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Jizerská 50 - SkiTour

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22.11.2019

Die Geschichte von Marek Pazderský: Langlaufen wie mein Großvater

Schon länger beschäftigte mich die Idee, einen größeren Wettlauf auf alten Holzskiern mit Bambusstöcken und in historischem Kostüm zu bestreiten. Es ging mir weniger um den Unterhaltungswert, als darum, den immensen körperlichen Aufwand der Langläufer von früher zu erleben und sich mit ihren Zeiten zu messen. Die Ausrüstung stellte ich mir aus der umfassenden Familiensammlung (gut, dass mein Vater es nicht geschafft hat, alles zu verbrennen) nach meinem Urgroßvater und Großvater aus Špindlerův Mlýn zusammen.

Am Wettlauf-Tag zog ich mir, nachdem ich mit meinen Kollegen 75 Paar Skier für die anderen Teilnehmer vorbereitet hatte, das historische Kostüm an, trank einen Schluck und stellte mich zu den Elite-Läufern an den Start.

Das Organisationsteam wies mich an, mich in die ganz linke Spur zu stellen. Besonders unterhaltsam war, als ich mir einen Hammer ausleihen musste, um die Schuhe in die Bindung zu bekommen. Die neben mir stehenden Italienerinnen konnten nicht so recht glauben, was sie da sahen. Dann ertönte der Startschuss. Ich war überrascht, wie langsam alle anderen gelaufen sind. Bis hinauf zum „Buk“ lief alles wie am Schnürchen - die perfekte Loipe, gut gewachste Skier, klassische Langlauftechnik wie ausgereifter Wein und dazu tausende Fans entlang der Strecke, die mich vorwärts trieben, wie ein wild gewordenes Tier.

Doch talwärts von der Erhebung „Buk“ spürte ich, dass die Skier nicht so wollten (die Anderen fuhren in einer Traube und überholten mich dauernd) und ich fiel in die sog. Erste Welle zurück. Im Hang zur Erhebung Blaťák rutschten mir die Skier dauernd weg, also musste ich bei Kristiánov zum ersten Mal in meinem Leben die Service-Leute von Swix aufsuchen. Und außerdem machte sich der erste Nachteil der historischen Bekleidung bemerkbar. Für ein schnelles Tempo war diese zu warm und ich schwitzte, wie ein Bär. Doch noch schlimmer war, dass ich unter die Hose aus Flauschstoff keine untere Schicht angezogen hatte, und die Hose begann mich ungefähr bei Kilometer vier auf der Innenseite der Oberschenkel aufzuschürfen. Wie wenn mich jemand bei jedem Beinwechsel mit einer Schleifmaschine abschleifen würde.

Bei „Kasárenská“ wurde mir klar, dass dieser Wettlauf nicht einer meiner besten war. Noch dazu kam ein Schneesturm auf und schneite die Loipen zu, also hörte ich auf, gegen meine Gegner zu kämpfen, sondern kämpfte darum, die hölzernen Langlaufskier geradeaus gerichtet zu halten. Da war logisch, dass ein Sturz kommen musste. Meine Beine rutschten auseinander, ich spießte mir den Stock in den Schritt und fiel zu Boden, wie ein erlegter Hirsch. Den traditionellen Regeln nach habe ich die Mulde im Schnee nach meinem Sturz wieder zugegraben, damit auch die anderen Teilnehmer diese Stelle passieren konnten. Da hatte ich bereits einen zweistündigen Kampf gegen Mutter Natur, die Holzskier, die Bambusstöcke, die spiegelglatte Schneebahn statt Loipe und gegen meinen schwindende Willenskraft hinter mir.

Der Griff am Skistock fiel wieder ab, also hielt ich ihn einfach so, völlig verkrampft in meinem zu Eis erstarrten Fausthandschuh, meine Oberschenkel bluteten, die Kleidung saugte sich mit Wasser voll und wurde schwer. Der Dickies-Hut fiel mir dauernd ins Gesicht, die Bänderdehnung am Knöchel trieb mir Tränen in die Augen und meine so geliebtes Sportereignis wurde zur Peinigung Jesu Christi. Dazu wurden die Skier definitiv super langsam, da sie sich mit Wasser vollgesaugt hatte und ihr Gewicht verdoppelten.

Bei „Smědava“ gab mir die Nachricht, dass der Tscheche Stanislav Řezáč gewonnen hatte, wieder neue Motivation und ich meisterte die Steigung bis „Knajpa“ wie ein junger Bursche. Dafür schien der ebene Streckenabschnitt bei „Máří“ kein Ende nehmen zu wollen und meine Beine wurden immer schwerer. Meine Kräfte verließen mich...

Talabwärts bis „Hřebínek“ bekam ich immer stärkere Krämpfe in Oberschenkel und Rücken, und ich musste meine ganze Kraft aufbringen, um überhaupt dorthin zu kommen. Nach vier Stunden hatte ich es endlich geschafft. Ich musste mir die im Krampf erstarrten Beine massieren lassen und stopfte anschließend vier Würstchen, acht Suppen, unzählige isotonische Getränke und eine ganze Schachtel voller Tatranka-Schnitten in mich hinein. Wäre ich nicht im historischen Kostüm gewesen, hätte ich es längst aufgegeben. Ich wusste unterwegs, dass ich fast am Ende meiner Kräfte war.

Nach dem Einlaufen ins Stadion hörte ich die Jubelrufe all meiner männlichen und weiblichen Fans. Das hat mich zu einem so großen Renntempo motiviert, dass einer der Bambusstöcke abbrach, und ich mit nur einem Stock ins Ziel lief. Nachdem ich im Ziel angekommen war, hatte ich Tränen in den Augen. Trotz der unmenschlichen Bedingungen, habe ich eine Zeit von unter fünf Stunden geschafft. Ich habe mir meinen langjährigen Traum erfüllt, und was mich emotional so bewegt hat, war die Anwesenheit meiner Eltern und Freunde vom Ski-Trab-Mára-Team mit Bannern und Glückwünschen. Vielen Dank.

Sie halfen mir noch, zu unserer Servicestelle zu kommen, wo ich dann zusammengebrochen bin. Erst nach einer Stunde Schlaf war ich imstande, mich umzuziehen und etwas zu trinken. Mein Anblick muss damals alles andere als erfreulich gewesen sein.

Doch, obwohl es wirklich die Hölle war, war es für mich auch ein intensives Erlebnis und umso mehr schätze ich die sportliche Leistung der tschechischen Skisport-Legenden, die auf diesen alten Skiern noch bessere und wertvollere Leistungen erbrachten.

 

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