ČEZ JIZERSKÁ 50
9. 2. 2025
Es sind 1096 Startnummern übrig.
8.11.2019
Beim Skimarathon Jizerská 50 wird eigentlich kaum gemogelt, doch einmal haben es zwei männliche Teilnehmer besonders gewitzt gemacht. Und es tat mir umso mehr leid, da ich beide - Vater und Sohn - persönlich kannte. Es war vor zehn, zwölf Jahren, als man sich seinen Startplatz noch verdienen musste. Und bei einem dieser Qualifikationsrennen ging der Sohn statt seinem Vater an den Start, der im Hauptrennen unbedingt ganz vorne mit dabei sein wollte. Sie dachten, dass niemand dahinter käme, da sie in der Menschenmenge verschwinden würden. Später rechtfertigten sie sich damit, dass sie ihre Startnummern irrtümlich vertauscht hätten. Doch sie wussten, dass wir wussten, dass sie es gewusst haben. Beide wurden disqualifiziert.
Von Zeit zu Zeit hat jemand versucht, von einer der günstigeren Startpositionen starten, also in der Gruppe, die früher losgeschickt wurde, um mehr Platz für sich zu ergattern. Doch das geht heute nicht mehr - die Zeitnahme erfolgt mit Hilfe von Zeitmess-Matten, die die elektronischen Impulse der an den Beinen der Teilnehmer befestigten Responder erfassen. Ein einziges Mal ist vorgekommen, dass ein Teilnehmer gewonnen hat, der nicht bei der Elite-Gruppe, sondern erst bei der zweiten Gruppe mit dabei war: Im Jahr 1995 siegte beim Skimarathon Jizerská 50 Jan Došla von der Universität Brünn. Das war eine Riesenüberraschung! Er startetet fünf Minuten nach der Elite-Gruppe, fuhr also nicht als Erster durch das Ziel, sondern kam im Ziel nur vier Minuten später als Stanislav Řezáč, der schnellste Läufer der Elite-Gruppe, an. Also waren alle Fernsehaufnahmen der besten Langläufer aus der Elite-Gruppe umsonst gewesen.
Ob jemand versucht hat, die Strecke abzukürzen? Früher hätte das jemand von den ortskundigen Teilnehmern bei spezifischen Schneebedingungen tun können, aber heute kommen auch hierbei Kontroll-Messmatten zum Einsatz. Alle Teilnehmer müssen diese passieren. Wenn es zu einer Disqualifikation kommt, dann wegen der Fahrtechnik - Jizerská 50 wird traditionsgemäß klassisch gefahren. Skating ist verboten, und wird sowohl bei den Verpflegungsstationen, als auch an geheim gehaltenen, vom Technischen Delegierten bestimmten Stellen kontrolliert.
Alle Teilnehmer müssen sich daran halten. Und disqualifiziert wird man auch dann, wenn man von selbst aufgibt, meist irgendwo im Smědava-Gebiet - wobei interessant ist, dass im Vergleich zu den Männern viel weniger Frauen aufgeben - knapp fünfzig Mal weniger. Man sagt ja nicht umsonst, dass eine Frau mehr als ein Mensch aushält.
Einmal ist vorgekommen, dass ein älterer Herr zu uns Schiedsrichtern kam und sagte: „Wie läuft es denn so, meine Damen?“ Wir waren ziemlich verwundert: „Was ist das für eine Frage? Sind Sie zum ersten Mal dabei?“ Und da bejahte er damit, dass er sich zum siebzigsten Geburtstag Langlaufskier gekauft und sich gleich für den Skimarathon Jizerská 50 angemeldet hätte. Irgendwo muss man ja das Langlaufen lernen. „Und wie oft haben Sie trainiert?“ habe ich ihn gefragt. „Kein einziges Mal. Das hier werden meine ersten Kilometer auf Langlaufskiern sein.“ Wir haben auf ihn zwar fast bis zur Abenddämmerung gewartet, da er als der allerletzte Teilnehmer in das menschenleere Stadion eintraf. Doch mit ganz viel Begeisterung und damit, dass er nächstes Jahr auch teilnehmen möchte.
Und er hat sein Wort gehalten! Und hat noch dazu einen köstlichen Sliwowitz mitgebracht: „Das wird Sie warm halten. Wenn Sie auch mich wie im Vorjahr wieder im Ziel warten, werden Sie nicht frieren.“ Und er hat uns auch in den nächsten Jahren immer am Start begrüßt, dieser unterhaltsame Herr aus Prostějov.
Seit einem Vierteljahrhundert bin ich als Oberschiedsrichterin beim Skimarathon Jizerská 50 tätig. Im Jahr 1978, da war ich fünfzehn, habe ich begonnen, mitzuhelfen - mit dem Jugend-Wanderverein aus Liberec namens Dynamo haben wir unter der Leitung des damaligen Chefs der Verpflegungsstationen beim Skimarathon Jizerská 50, Jožka Gabriel, mit ein paar Freundinnen die Verpflegung an die Teilnehmer verteilt. Der Vater von meiner Freundin Jana Raslov verunglückte damals beim Bergsturz am Huascarán, und die anderen toten Bergsteiger gehörten zum Freundeskreis meiner Mutter; für mich war das damals mit vielen Emotionen verbunden und ich nahm meine Aufgabe sehr ernst. Am eigentlichen Wettlauf habe ich kein einziges Mal teilgenommen. Als ich mich zu engagieren begann, durfte man erst ab dem achtzehnten Lebensjahr teilnehmen. Und da habe ich meine erste Schiedsrichter-Prüfung abgelegt und wurde woanders gebraucht.
Und was umfasst meine Arbeit eigentlich? Die Teilnehmer in die Startboxen stellen, kontrollieren, ob jeder an seinem Platz steht, mit markierten Langlaufskiern und zur richtigen Zeit losfährt. Dann verfolgen wir das Rennen mit und messen im Ziel bei den ersten einhundert Teilnehmern die Zeit - das machen wir parallel zur elektronischen Zeitnahme. Am Start stehen acht Gruppen plus die sog. Extra-Gruppe, also einhundert Teilnehmer vornehmlich aus dem Ausland, die vom Technischen Delegierten ausgewählt werden. Bei jeder Gruppe müssen alle Registrierer anwesend sein; auch deshalb gibt es rund fünfundfünfzig Schiedsrichter.
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