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Jizerská 50 - SkiTour

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22.3.2019

Story über Květa Jeriová-Pecková: Wohin eilst du Stern?

Zu Beginn der siebziger Jahre, als ich mit dem Skilaufen anfing, wurde die Popularität der Skimarathons zunehmen größer. Der Isergebirgslauf gehörte zu jener Zeit bei uns bereits zu den bekanntestes und vor allem für Freizeitläufer zu den verlockendsten.

Tschechoslowakische Repräsentantinnen waren jedoch am Start eher sporadisch zu sehen. Es war nämlich nicht leicht, in der Terminliste der internationalen Wettkämpfe eine Lücke zu finden.

Ich kann mich vor allem an das Jahr 1978, den zehnten Jubiläumsjahrgang, gut erinnern. Kurz vorher entstand in Jablonec nad Nisou das Leistungssportzentrum des Innenministerium - Rudá hvězda (Roter Stern), wo die meisten Repräsentantinnen trainierten. Und sein Management erhielt die Auflage, dass am Rennen alle besten Skiläuferinnen teilzunehmen haben. Ohne Ausnahme. Die Verfügung kam letztendlich von höchster Stelle, direkt vom damaligen Innenminister Josef Jung. Gerade er übernahm über den zehnten Jahrgang des Isergebirgslaufes die Schirmherrschaft und gab für den Skimarathon über eine Distanz von 50 Kilometern den Startschuss. Er wollte einfach sehen, wie in der Spur eine Läuferin des Clubs Roter Stern siegt.

Zum Veranstaltungstermin des Rennens brachten wir und zwar im slowakischen Štrbské Pleso in Form, doch für den Genossen Minister stellte selbst die Verbindung des Trainings in der Slowakei und des Wettkampfes im Isergebirge kein Problem dar. In die Tatra entsandte er ein Flugzeug, um uns abzuholen!

Mich quälte jedoch eine andere Sache: Ich hatte ziemlich unangenehme Zahnschmerzen. Zwei Tage vor dem Rennen wurde der Zahn zwar gezogen, was das Problem jedoch nicht löste. Die Scherzen dauerten an und wurden zunehmen hartnäckiger. Nichts schlug an, sodass selbst nachts nicht mehr schlafen konnte. Dennoch bestand der Trainer darauf, dass auch ich an den Start gehen muss.

An das Rennen kann ich mich wohl auch aus diesem Grunde kaum erinnern. Starke Tabletten vermochten zwar, den Schmerz teilweise zu lindern, hatten jedoch auch Einfluss auf mich, indem ich mich überhaupt nicht auf die Leistung konzentrieren konnte.

Am Ende der Grafendorfer Wiese (Hrabětická louka), wo damals der Start erfolgte, holten wir den langsamsten der Männer ein. Unendlich lange schlängelten wir uns durch das Gewirr der Spuren, Bäume, traten uns wechselseitig auf die Ski und bemühten uns, diesem Menschenknäuel möglichst rasch zu entfliehen.

Später, als sich der männliche Teil des Rennens abgetrennt hatte, erschien vor mir zur Abwechslung eine Schar Frauen. Obwohl drei Spuren zur Verfügung standen, waren alle vollkommen besetzt, somit verstopft. Wo entlang soll ich nur laufen, fragte ich mich selbst. Ich versuchte daher, um das Freimachen der Spur zu ersuchen, wie es bei Rennen üblich ist, was mir allerdings nur ein unfreundliches Knurren einbrachte: „Wohin eilst du Stern?“

Mit blieb somit nicht anderes übrig, als die Skiläuferinnen schrittweise in tiefem Schnee zu umfahren. Dann sah ich das ganze Rennen über keinen Bekannten mehr, die Kolleginnen aus der Mannschaft glitten nämlich in der Spur weit vor mir dahin. Als ich nach mehrstündiger Qual endlich ins Ziel gelangte, kuschelte ich mich zu einem Knäuel zusammen und schloss die Augen. Mich interessierte in diesen Augenblicken in keiner Weise, als wievielte ich eingetroffen war und wer gewonnen hatte.

Einen Tag später, bereits wieder in der Tatra, erwartete mich erneut das zahnärztliche Sprechzimmer. Es zeigte sich, dass in der Wunde ein Stück der Wurzel verblieben war, was eine Entzündung und starke Schmerzen zur Folge hatte. Ziemlich stark entzündete sich auch die Knochenhaut, was weitere zwei Wochen der Behandlung erforderlich machte.

Den Isergebirgslauf habe ich trotzdem nicht aufgegeben Leider erlaubte mir mein Wettkampfprogramm in den weiteren Jahren nicht, an den Start zugehen, obwohl ich in guter sportlicher und gesundheitlicher Verfassung war. Und so verfolgte ich alljährlich zumindest aus der Ferne das Geschehen und bewunderte nicht nur die Sieger, sondern überhaupt jeden, der das Rennen bewältigte. Der Isergebirgslauf lockte mich erst einige Jahre später, nachdem ich meine Karriere beendet hatte. Die Veranstalter waren über mein Interesse am Start offensichtlich erfreut und reservierten mir eine Nummer. Damals griff jedoch die Natur ein. Dem Isergebirge bescherte sie zu wenig Schnee, sodass das Rennen abgesagt werden musste. Mein Glück versuchte ich jedoch noch einmal, doch der Isergebirgslauf fand aus gleichem Grunde erneut nicht statt.

Und so sagte ich mir, dass ich mich künftig nicht mehr anmelden werde, dass ich vielleicht den Veranstaltern in rätselhafter Weise ihre Anstrengungen zunichte mache. Es war mir einfach nicht vergönnt, den Isergebirgslauf weder in Höchstform noch im Freizeittempo zu absolvieren.

Andererseits... Beim Jubiläumsjahrgang durfte ich schließlich nicht fehlen. Mit Herrn Professor Jan Pirk, seinem Sohn Tomáš und mit Radek Jaroš lief ich am Samstag die Staffel für den Club Fair Play. Die drei Kilometer vermochten jedoch meine Form nicht gebührend zu überprüfen.

 

Geschichte aus dem Buch „Jizerská 50: Rennen voller Begebenheiten“, das Sie in der Buchhandlung Albatros Media kaufen können.

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